dieGesellschafter.de - Dezember 2009

Özgida Presse

Essen ist Heimat

Von Dorte Huneke

Wenn Migranten „wie bei Muttern“ kochen, kommt etwas anderes auf den Tisch als bei den meisten Deutschen. Deshalb kaufen viele am liebsten bei internationalen Lebensmittelläden ein. Die meisten Produkte dort werden jedoch in Deutschland hergestellt – mit steigenden Umsätzen. (...)

Wachsende Umsätze für neue Lebensmittel
Die „türkische Art“ hat Karriere gemacht auf dem deutschen Markt: Internationale Supermärkte und Onkel-Mehmet-Läden verzeichnen wachsende Umsatzzahlen. Immer mehr deutsche Kunden integrieren türkische und andere internationale Rezepte in ihre Küche. Im Multikultisupermarkt Öz-Gida in Berlin-Schöneberg, einem 20 Jahre alten Familienunternehmen, liegen neben türkischen und deutschen auch italienische, russische, indische, griechische, asiatische und Balkan-Spezialitäten. „Schöneberg ist multikulturell – und so gestalten wir auch unser Sortiment“, erklärt Halis Öztürk, der mit zwei weiteren Brüdern das Unternehmen leitet. Wobei die meisten Kunden sich aus der gesamten Palette bedienen, nicht nur aus der eigenen ethnischen Nische. Früher hätten hauptsächlich türkische Familien in seinem Laden eingekauft, so Öztürk. Heute gehören viele Deutsche zum Kundenstamm. Und binationale Paare. Die Öztürks sind zufrieden. Ihre Umsätze haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt.

Mit am schnellsten wächst das Segment „Halal Food“: Lebensmittel, die nach islamischen Speisevorschriften und Reinheitsgeboten hergestellt sind. In Deutschland bieten etwa 400 Firmen Halal-Produkte an. In Rüsselsheim hat sich eine europäische Einrichtung darauf spezialisiert, Produkte und Produktionssysteme der Lebensmittelindustrie nach den Halal-Richtlinien zu prüfen und zu zertifizieren. Die Unesco schätzt, dass der Handelswert von „Halal-Food“ im kommenden Jahr bei 500 Milliarden Dollar liegen wird; 2008 lag er bei 150 Milliarden Dollar.

Auf Service wird viel Wert gelegt
Die Produktpalette ist aber nicht alles, was internationale Lebensmärkte florieren lässt. (...) Der persönliche Service wird in den internationalen Supermärkten größer geschrieben. Manchmal lernen deutsche Kunden hier sogar, wie man das Auberginen-Gericht Imam bayıldı („Der Imam fiel in Ohnmacht“) zubereitet.