Berliner Zeitung, Nulldreinull - 12 Juli 2001

Özgida Presse

"Verstecke Kamera im Supermarkt". Die Kundin ist irritiert.

Das Obst sieht nicht nur auf den ersten Blick lecker aus, ständig werden angeschlagene Exemplare von Pfirsich, Apfel oder Birne aussortiert. Auf die Frage, welche Nummer sie denn auf der Waage eingeben müsse, sie könne einfach keine erkennen, kommt nicht die Ermahnung, vielleicht einmal die Augen aufzumachen. Stattdessen heißt es: "Wir erledigen das für Sie,selbstverständlich." Am Delikatessenstand ist die Avocado-Paste ausgegangen. Es folgt nicht das gewohnte „Ham wa nich“, sondern wortreiches Bedauern mit der Bitte, in einigen Stunden nochmals vorbeizuschauen. Da sei das Gewünschte dann vorrätig, ganz frisch. Und an der Kasse erst - da reicht ihr der Mann nicht nur zwei kostenlose (!) Plastiktüten, sondern er hilft sogar selbst die Ware zu verstauen. Zum Abschied folgt als Krönung: "Ich hoffe ,Sie waren mit uns zufrieden." Die Kundin grübelt: Versteckte Kamera? Alljährlicher Tag der besonderen Freundlickeit der Handelsmitarbeiter? Eine neue Art von Big Brother? Egal,sie gibt ihren Freuendinnen die Adresse weiter. Damit die auch mal kennen lernen, dass selbst der Lebensmittel-Einkauf Spaß machen kann im türkischen Supermarkt Öz-Gida an der Hauptstraße 16, in Schöneberg.

Von Birgitt Eltzel